Vortrag vom 10. November 1929 im Alpenverein Altenburg.
Dort berichtete Frau Erna Dölle aus Altenburg über eine Bergfahrt in die Schweizer Alpen und der Besteigung des 4.274 Meter hohen Finsteraarhorn.

[Abschrift eines Artikels aus der Altenburger Zeitung vom 18. November 1929]

Vom Alpenverein. Die Monatsversammlung am 10. November wies einen sehr starken Besuch auf. Frau Dölle erzählte von der Sommerreise, die sie mit Ihrem Gatten Studienrat Dölle nach der Schweiz unternommen hatte. Mit Recht bezeichnete sie ihren Vortrag als „eine Seereise durch die Schweiz“, hatten sie doch auf ihrer Reise nicht weniger als 19 Seen berührt. Ueber Lindau, Zürich und Luzern erreichten sie Hergiswil am Vierwaldstätter See, das sie sich zunächst als Standquartier gewählt hatten. Ausflüge wurden von dort nach Stansstad - Kehrsiten - Bürgenstock und nach Luzern unternommen. Auch wurde der herrliche Vierwaldstätter See in seiner ganzen Ausdehnung über Weggis, Vitznau, Brunnen bis Flüelen befahren. Auf dem Rückweg benutzte man die hoch über dem See laufende Axenstraße. Das Ehepaar fuhr nach Engelberg. Dort erreichten sie über Garschnialp den Trübsee (1800 Meter) und erstiegen den Titlis. Der Weg führte sie dann weiter über den Jochpaß, Engstlensee und Engstlenalp sowie Gental nach Innertkirchen im Oberhaslital. Man fuhr zunächst zum Grimselpaß, erreichte über den Oberaargletscher die Oberaarhornhütte (3238 Meter) und am nächsten Tag über die Gemslücke und den spaltenreichen Gletscher, auf dem selbst die Führer einbrachen, den Dejeunerplatz (3600 Meter) sowie nach steilem Anstieg den Hugisattel (4089 Meter). Nach dem äußerst anstrengenden und gefährlichen Marsch verblieb die Vortragende hier, während ihr Gatte mit den Führern an steilem Hang den Gipfel des Finsteraarhorns erstieg. Wegen drohendem Wetterumschlags mußte der Abstieg zur Finsteraarhornhütte am Fieschergletscher (3100 Meter) in Eile erfolgen. Man stieg am nächsten Tag sodann zur Grünhornlücke (3305 Meter) auf und gelangte zur Konkordiahütte (2870 Meter), wanderte auf dem großen Aletschgletscher zum Märjelensee und über das Eggishornhotel nach Fiesch im Rhonetal. Nach diesen Bergfahrten fuhr man durch den Simplontunnel nach dem Lago Maggiore. Dessen Besuch und der der beiden anderen oberitalienischen Seen (Luganer- und Comersee) hinterließen prächtige Eindrücke. Die Vortragende, die die Schweizerreise packend zu schildern verstand und den Vortrag durch Vorführung einer großen Anzahl von Lichtbildern noch verschönte, fand bei den Zuhörern wohlverdienten Beifall.
 

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